![[Bild: P1120413_light_web.jpg]](http://s23.postimg.org/xl5gre3qz/P1120413_light_web.jpg)
Wie viel Potential steckt noch in der Schallplatte angesichts steigender Verkaufszahlen, die langsam auch technische Weiterentwicklungen realistischer erscheinen lassen? Ralf hat hier schon auf den "Guardian" aufmerksam gemacht, der inzwischen eine eigene Rubrik zur Schallplatte hat.
http://old-fidelity.de/thread-25062.html
Ich finde, als erstes sollten die Labels endlich durchgehend gute Qualität liefern, wenn sie nochmal eine Chance außerhalb ihrer Marktnische haben wollen - also bitte Platten ohne Knistern infolge Pressfehlern oder Press-Rückständen, ohne jeden Höhenschlag sowie in zufriedenstellender Tontechnik. Als Kunde möchte ich mir auch nicht zu jeder halbwegs gelungenen neuen Pressung auf dem Cover von irgendwelchen Werbefuzzis mit technischem Zwergenverstand erzählen lassen müssen, eine Platte sei "audiophil" und dergleichen mehr, nur weil man etwas mehr Vinyl zum Pressen verbraucht hat, und koste deshalb den Preis eines Abendessens in einem guten Restaurant, selbst wenn die Scheibe von "Speaker's Corner" oder anderen Renommierläden stammt, was mir vollkommen wurscht ist. Umkehrschluss wäre ja, die anderen Platten sind billiger Ramsch, die man besser stehen lässt. Für Klassik-LPs kann ich nur sagen, solange mir nichts besseres geboten wird, und man annimmt, ich sei sowieso nicht ganz so helle, gehe ich lieber in den Plattenladen für Gebrauchtes, wo meine Anwesenheit geschätzt wird und es sogar einen kostenlosen Kaffee zum Probehören gibt.
Qualitativ eine bessere Platte bestünde beispielsweise, noch lange bevor über ausgefeiltere Techniken zu reden wäre, aus richtig staubabweisendem antistatischem und ruhigerem Vinyl, mit dem ja bereits zum Schluss der sog. Vinyl-Ära experimentiert worden ist. Schon zu dieser Zeit waren die besten TAs in der Lage, prinzipiell weit mehr abzutasten als das, was auf die Scheiben gepresst wurde. Aber schon damals, also noch deutlich vor dem Start der CD, hatten sich etwa die Klassik-Labels praktisch alle ruiniert, weil sie seit Jahren zielsicher an den Interessen ihrer Kunden - das sind u.a. qualitativ hochwertige Schallplatten - vorbei produzierten. Man findet im Gegensatz zu den Pressungen der 60er Jahre kaum eine Platte aus der Zeit, die auch in "mint" nicht irgendwo knistert, knallt, eine Delle, Höhenschlag, Einschluss eines Fremdkörpers im Vinyl oder sonst eine Macke hat. Dafür stapelweise minderwertige Massenware mit Titeln wie "Beethoven - Greatest Hits" (kein Witz) - welcher Punk auf der einen oder Klassik-Opa auf der anderen Seite sollte das so um 1980 rum kaufen? Nur die CD rette den Klassik-Konservenhandel und alle anderen wie ein großer runder Blankoscheck vom lieben Gott persönlich, deshalb erzählten die Labelbosse auch umgehend, es sei die größte technische Leistung seit der Mondlandung. "Wenn zu diesem Zeitpunkt nicht die CD auf dem Markt erschienen wäre, wären wir alle verloren gewesen", zitiert Norman Lebrecht in seinem Buch "Ausgespielt" den einflussreichen Klassik-Produzenten Andreas Holzschneider vom DGG-Unterlabel "Archiv". Mal sehen, wie es heute weitergeht.
Viele Grüße - Frank